Ritter und edle Knechte

Ritter und edle Knechte
Ritter und edle Knechte
 
Ritter und edle Knechte (Knappen), meist aus der Ministerialität (siehe auch Ministerialen) hervorgegangen, bildeten im Spätmittelalter den Niederadel. Gemeinsames Merkmal war die Ritterbürtigkeit, das heißt die Abstammung von Eltern und Großeltern, die »rittermäßig« lebten. Diese ritterliche Lebensweise forderte die Ausübung des Ritterdienstes als ausschließlichen Beruf, was nur auf der Grundlage einer hinreichenden wirtschaftlichen Substanz möglich war. Da ritterliche Lebensweise zudem mit adliger Lebensführung identifiziert wurde, wurde vom Ritter außerdem erwartet, dass er adlige Herrschaft über Land und Leute ausübte, was wiederum eine Burg oder zumindest ein befestigtes Haus als Herrschaftsmittelpunkt sowie eine kleine Grundherrschaft mit entsprechenden Abgaben und Dienstleistungen abhängiger Bauern voraussetzte.
 
Für die Ritterbürtigen, die diese Voraussetzungen nicht oder noch nicht erbringen konnten, bot sich der ritterliche Dienst bei einem Ritter als Edelknecht oder Knappe an, wobei diese Übung auch bei der Zusammensetzung der Gleve, der Grundeinheit des spätmittelalterlichen Ritterheeres, fassbar wird: Eine Gleve bestand aus einem Ritter mit gepanzertem Schlachtross sowie ein bis zwei ebenfalls berittenen, aber leichter bewaffneten Knappen. Die förmliche Aufnahme als Ritter erfolgte meist in der Form eines Symbolaktes (Schwertleite, später Ritterschlag). Während Teile der ehemaligen Reichsministerialen nach der Stauferzeit ihre Reichsunmittelbarkeit als Reichsritter behaupten konnten, traten andere in die Dienste der fürstlichen Landesherren ein, wo sie mit den fürstlichen Dienstmannen im landsässigen Adel aufgingen. Da mit der allgemeinen Geldentwertung auch die Erträge aus dem Grundbesitz zurückgingen, führte dies dazu, dass sich die wirtschaftliche Situation der Ritter im Laufe des Spätmittelalters erheblich verschlechterte. Dazu kam, dass die spektakulären Niederlagen, die Ritterheere gegenüber Fußkämpfern und Bogenschützen hinnehmen mussten (Schlachten von Crécy 1346, Sempach 1386, Näfels 1388, Azincourt 1415), die militärische Notwendigkeit und damit auch den elitären Führungsanspruch der Ritter innerhalb der Gesellschaft grundsätzlich infrage zu stellen begannen. Die Ritter reagierten auf die Herausforderung durch betonte Hervorkehrung ihrer Standesrechte und scharfe Abgrenzung nach unten (Forderung von mindestens acht ritterlichen Ahnen), durch Zusammenschlüsse in Ritterbünden, aber auch durch zügelloses Raubrittertum, gegen das fürstliche Landesherren und Reichsstädte gemeinsam mit aller Härte vorgingen.

Universal-Lexikon. 2012.

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